Atlantiküberquerung – Tag 12

13.5.2017 – Tag 12 auf See
So, jetzt weiß auch ich was ein Squal ist. Platzregen und 50 kn Wind. Das war jetzt die erste Schiedwache. 4h Regen, 2x Platzregen und 3x Segelmanöver, so in etwa habe ich mir den Nordatlantik vorgestellt, mal abgesehen davon, dass es in die Koje reinregnet. In Vollzeug sitze ich an Deck und verschaffe mir einen Überblick.

Die erste Welle kommt über und durch die offene Hosentasche gleich ins Hosenbein. Trainingshose drunter gleich mal nass. Durch den Dauerregen sitzen wir im stehenden Wasser, Arsch auch gleich nass. Mit dem Rest geht’s gut, das GoreTex hält. Bis der zweite Squal kommt und der kommt richtig. Erst wird der Regen dichter. Links und rechts ist alles schwarz, keine Sicht mehr. Dann kommt der Regen nicht mehr von oben, sondern waagerecht von der Seite. Ich sage Peter, der zwischenzeitlich unten pennt, dass ich die Genua komplett wegnehme. Er fiert die Schot aus dem Niedergang mit geschlossenem Schott, während ich die Reffleine winsche. Es langt ja, wenn einer nass wird und das richtig. Jetzt ist eh alles egal, mache das Manöver zu Ende und bin dann pitschnass. Ich mache mir zum Ende der Wache noch ein warmes Bier aus der griffbereiten Backskiste auf und warte auf den Schmid, der mich um 3:30 Uhr rauslösen wollte. Und er kommt pünktlich, ich freue mich auf die Koje.

Schnell hänge ich noch die nassen Klamotten zum Trocknen auf und lege mich hin. An Schlafen ist aber nicht zu denken. Die gestern noch umgeschichteten Kanister, die sich nun in der Backskiste über meiner Koje befinden, schlagen bei jeder Welle laut gegen die Wand und Welle haben wir. Mittlerweile 5-6 m. Wahre Berge tuen sich hinter der Lena auf. Wir schauen aus dem Cockpit nach achtern nun steil bergauf, bis die Welle unter uns durchtaucht. Ich wechsle auf die Eckbank im Salon.

Während ich dort vor mich hin döse, merke ich wie Peter unruhig rumgschfftelt. Nächstes Problem: der Ladestrom. Mit der relativ hohen Welle muss der Autopilot ziemlich arbeiten und dass heißt, er verbraucht ziemlich viel Strom. Hinzu kommt, dass durch das schlechte Wetter die Solarpannell wenig bis gar keinen Strom liefern. Normalerweise kann man das entstehende Loch leicht mit dem Motor füllen. Doch unsere Maschine bringt aktuell den durch die Lichtmaschine generierten Strom nicht in die Batterie. Wir kontrollieren, ob vielleicht irgendwo Wasser eingedrungen ist. Aber nichts. Peter meint in der Karibik hat es öfter geschüttet, aber mit der Batterie war nie was. Nach der anstrengenden Nacht, entscheiden wir uns wir trotzdem erstmal etwas zu schlafen, bevor wir weiter nach der Ursache forschen. Es ist 4:30. Zumindest der Regen lässt nach.
Gegen 5:00 Uhr ist Peter doch schon wieder auf und auf Fehlersuche. Der Motorraum steht offen, die Lichtmaschine wird begutachtet. Ein Ladedraht hat sich gelöst. Ursache gefunden? Der Schmid soll das reparieren und dann werden wir sehen, ob das der Fehler war. Peter ist langsam genervt von den vielen Problemen. Während der Schmid mit dem Peter unten bastelt, schaue ich oben auf Kurs und Segel. Plötzlich dann sind da Delfine, vielleicht so 20.

Der Tag danach

Sie spielen mit dem Boot und der hohen Welle ausgelassen, springen aus ihr raus und drehen sich in der Luft. Es bestätigt sich mal wieder: Delfine machen glücklich. Die beiden unten haben leider keine Zeit jetzt. Ich beschließe ihnen gar nicht erst was zu sagen.
Dann der Check mit dem Motor und tatsächlich, wir haben wieder Ladestrom. Das war wichtig, alle sind erleichtert. Motor an und weiter geht der Ritt durch die Welle. Die Sonne kommt raus, aber es bläst weiter ca. 30 kn Wind von achtern. Die Welle ist jetzt bei 6 m, beeindruckend.

10:00 Etmal 135 nm

Um 10:00 gehe ich dann mal runter. Eine Nacht mit 3h Schlaf geht zu Ende, Gott sei dank hatte ich Reserven. Um eins gibt es eine ordentliche Brotzeit. Die Lebensgeister kehren zurück. Nachmittagswache mit einer Halse. Eigentlich könnten wir jetzt den Spinakabaum für die Genua gut gebrauchen…
Abendessen: Spagetti Bolognese, mäßig die Nudeln.
Schnick Schnack Schnuck – die Frühwache gewonnen: Hurra, durchschlafen.

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