4.5.2017 – Tag 3 auf See
Es liegt östlicher Kurs an, noch nicht ganz in Richtung Sonnenaufgang, aber immerhin 15 Grad, östlich. Peter möchte so langsam einknicken und sich dann ungefähr entlang des 30. Breitengrad Richtung Osten bewegen. Nördlich der Azoren toben sich seit geraumer Zeit diverse Tiefs aus. Denen wollen wir so spät wie möglich begegnen. Parallel wollen wir nicht unbedingt in die Kalmen segeln und dort verhungern. Also zuerst nach Norden und dann eben langsam in die Westwindzone einknicken. So ist der Plan. Auf dem Papier schaut er ganz gut aus, schauen wir mal, ob er aufgeht. Seit Antigua haben wir im Übrigen noch kein Manöver gefahren.
Heute ein eher spärlicher Sonnenaufgang und dann auch noch ganze drei Minuten Regen mit diversen Regenbögen. Zum Frühstück gibt’s heute Fruchtsalat aus Papaya, Apfel, Kiwi, Banane und Zitrone, oben im Cockpit geschnitten und danach direkt mit der Pütz abgespült. So langsam kommt wieder Leben ins Schiff.
10:00 Uhr Etmal 127 sm.
Wir laufen seit drei Tagen nun bei leichtem Reff im Groß und halben Reff in der Genua ca. 5,5 kt sog bei Wind von 17-20 kt, Böhen 23 kt aus E. Ballast und Stromgenerator im Wasser kosten Speed. Aber alles liegt im Plan.
Den Tag über hat es Sonne, hin und wieder zieht eine Wolke durch. Die Tageswache schlaucht durch die Sonne mehr als die Nachtwache. Während der Schmid sich nackig macht und an seinem Teint arbeitet, bedecken sich die anderen so gut wie es geht. Griechische Hemden sind angesagt. Elke bleibt heute eher unten und Peter schläft mal eben bis fünf. War eine lange Nacht für ihn, da er mich ja schon zwei Stunden früher abgelöst hat.
Der labbrige Tisch, den ich vor acht Jahren schon mal kaputt gemacht habe, ist im Übrigen gar kein grottenschlechter, falsch dimensionierter Tisch, sondern ein hervorragender Schattenspender für Oberschenkel und Füße, auf dem man zudem noch Brotzeit machen kann. Gesagt getan, der Schmid holt die hervorragende Salami aus Dänemark, die den Namen Salami bei Leibe nicht verdient hat und ein bisschen Käse, dazu einen Ciabattakeks und ein Bier, schon sind die Bayern glücklich.
Am Nachmittag überholt uns Backbord ein Frachter, Flagge Hongkong, der zweite von den fünf von Peter prognostizierten. Wir sind gute Hoffnung, falls uns das Bier ausgeht, dass uns der vorbeifahrende Frachter behilflich wäre.
Abendessen: Bratkartoffeln mit der Restbolognese und einem Tomaten-Gurkensalat, der sich in der Nacht auf dem Boden des Salons wiederfinden sollte.
Nach dem Essen gönne ich mir noch die erste Zigarre, ein Geschenk vom Kollegen Stadler, mit einem Glas Rotwein. Kaum ist das Ding an, kommt Peter hochgeschossen, einreffen für die Nacht. Naja es gibt bessere Zeitpunkte. Eine halbe Stunde später geh ich in die Koje, wir haben die Wachen wieder umgestellt. Elke macht 8-12 und ich 4-8, der Schmid Feuerwehrmann und Peter seine 12-4 Wache. 3 Minuten nach dem Niederlegen noch ein Reff, jetzt langt es aber…